Jürgen Wegscheider
Schauspieler

Musikalische Jahreszeiten

Literarisch - musikalisches Programm mit Yi Lin Jiang und Jürgen Wegscheider


Inhalt:

- Musikalisches Programm

- Literarisches Programm

- Musikalische Auswahl

- Künstlervita

- Pressestimme


Musikalisches Programm:
KLASSIK UND ROMANTIK
 

JOHANNES BRAHMS 

Sechs Klavierstücke op. 118 Intermezzo. Allegro non assai, ma molto appassionato Intermezzo. Andante teneramente Ballade. Allegro energico Intermezzo. Allegretto un poco agitato Romanze. Andante Intermezzo. Andante, largo e mesto 
 

FRANZ SCHUBERT 

Drei Klavierstücke D. 946 Allegro assai, Allegretto, Allegro 

— Pause —

 FRÉDÉRIC CHOPIN 

Polonaise-Fantaisie As-Dur op. 61 Allegro maestoso 

 

LUDWIG VAN BEETHOVEN 
Klaviersonate Nr. 32 c-Moll op. 111 Maestoso - Allegro con brio ed appassionato Arietta. Adagio molto semplice e cantabile 
 
 
Gedichte und Balladen u. a. von Joseph Freiherr von Eichendorff, Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Rainer Maria Rilke bis hin zu Wilhelm Busch
Yi Lin Jiang, Klavier  Jürgen Wegscheider, Rezitation


Traumnovelle (Arthur Schnitzler)
 

Wort: Jürgen Wegscheider

Klavier: Yi Lin Jiang 


Literarischer Inhalt:
 
Ein Ehepaar entdeckt, dass keiner der beiden Partner frei ist von unterdrückten Sehnsüchten und ihre Beziehung durchaus von Dritten gefährdet werden könnte. Verstört durch die eigene Sexualität und mehr noch durch die Angst, die Kontrolle über die Treue seiner Frau Albertine zu verlieren, gerät Fridolin in eine aggressive Stimmung gegen sie, die auch eine erotische Komponente hat. Die hysterische Verliebtheit der Tochter eines Patienten weist er zurück; einer jungen Prostituierten folgt er zwar ins Haus, beschränkt sich dann aber auf ein Gespräch mit ihr. Erst als ihn seine Neugierde und Abenteuerlust zu einer Orgie führen und er dort eine Frau sieht, die ihr Gesicht hinter einer Larve verbirgt, aber ihren wunderbaren Körper unverhüllt zeigt, ist er bereit, Albertine zu betrügen. Doch bevor es dazu kommen könnte, wird er als Eindringling entlarvt und vertrieben. Schließlich beichtet er alles seiner Frau und begreift, dass er auch in der Fremden nur Albertine gesucht hat. 
 
"In jedem Wesen – glaub' es mir, wenn es auch wohlfeil klingen mag, – in jedem Wesen, das ich zu lieben meinte, habe ich immer nur dich gesucht. Das weiß ich besser, als du es verstehen kannst, Albertine." 
 
Statt mit dem Bruch der ehelichen Beziehung zu enden, bewirkt die Gefährdung eine Katharsis. Aus der Ehekrise gehen Fridolin und Albertine beide mit einem größeren Verständnis füreinander hervor. 
 
Die "Traumnovelle" bewegt sich zwischen Bewusstem und Unbewusstem, zwischen Traum, Fantasie und Wirklichkeit. Unverkennbar griff Arthur Schnitzler in dieser an mehrdeutigen Bildern reichen Erzählung auf, was er von Sigmund Freud über den Traum und das Unbewusste erfahren hatte. Obwohl Arthur Schnitzler eher sachlich und distanziert schreibt, veranschaulicht er sehr genau sowohl die Motive als auch die psychologische Entwicklung des Protagonisten, und es gelingt ihm zugleich, der "Traumnovelle" eine geheimnisvolle, teilweise surreale Atmosphäre zu geben. 
 

Quelle: http://www.dieterwunderlich.de/Schnitzler_traumnovelle.htm 


Musikalische Auswahl:
 
 
IGNACY JAN PADEREWSKI Nocturne B-Dur op. 16 Nr. 4 
 
 
FRÉDÉRIC CHOPIN Nocturne Es-Dur op. 9 Nr. 2 
 
 
MAURICE RAVEL aus Miroirs: Une barque sur l’océan La vallée de cloches 
 
 
FRANZ LISZT aus Études d’exécution transcendante
 
 
FRANZ LISZT Après une lecture de Dante: Fantasia quasi Sonata 
 
 
KAROL SZYMANOWSKI Masques op. 34 Shéhérazade, Tantris le Bouffon, Sérénade de Don Juan 
 
 
JOHANN SEBASTIAN BACH Adagio aus Konzert Nr. 3 d-Moll nach Alessandro Marcello BWV 974 
 
 
JOHANN SEBASTIAN BACH — FERRUCCIO BUSONI (14’) Chaconne aus Partita Nr. 2 d-Moll BWV 1004  


(Änderungen vorbehalten)


Künstlervita:

Yi Lin Jiang


Hoch gelobt vom weltführenden Magazin Gramophone als ein Künstler mit „Kühnheit sowie außergewöhnlicher pianistischer Sicherheit“ , zog der junge Nachwuchs-Star Yi Lin Jiang mit der Veröffentlichung seines Debütalbums „Masques“ sofort die Aufmerksamkeit der internationalen Musikwelt auf sich. Der Polnische Rundfunk bezeichnet die Platte als „eine Collage aus verschiedenen Farben und Emotionen“ , die französische Zeitschrift Diapason attestiert seinem Spiel eine „mit Stolz getragene Geste“ , das Internet-Journal Pizzicato applaudiert seine „dynamische Bandbreite“, und BR-Klassik empfiehlt diese originelle CD als „das perspektivenreiche Porträt eines jungen Pianisten“. Das australische Limelight-Magazin ernennt ihn zu „einer beeindruckenden Neuheit auf dem Markt, außerordentlich talentiert mit vollkommener Technik und Elan.“
 
Der Shanghaier Pianist Yi Lin Jiang wurde 1988 in München geboren und erhielt mit sechs Jahren seinen ersten Klavierunterricht bei Barbara Strauß; bereits ein Jahr später gewann er seinen ersten Klavierwettbewerb. Er gab sein Orchesterdebüt mit zehn Jahren und wurde als jüngster Musiker mit dem Jugendkulturpreis der Stadt Kaufbeuren ausgezeichnet. Er studierte von 2005 bis 2012 bei Karl-Heinz Kämmerling in Salzburg und Hannover, seitdem bei Ewa Kupiec, aktuell in der Soloklasse und zeitgleich als ihr Assistent tätig. Der Young Steinway Artist gewann verschiedene Wettbewerbe und spielt auf wichtige Konzertbühnen, u.a. im Konzerthaus Berlin, im Gasteig und in der Laeiszhalle Hamburg. Er spielt mit verschiedenen Orchestern wie dem Koszalin Philharmonic Orchestra, dem Schwäbischen Jugendsinfonieorchester und der Jungen Münchner Philharmonie sowie mit namhaften Dirigenten wie Allan Bergius, Raphael von Hoensbroech, Alexandra Helldorff und Massimiliano Caldi. Seit 2015 übernimmt er die künstlerische Gesamtverantwortung des Münchner Pianistenclubs. Infolge seines Beitritts zum Juroren-Gremium nahm er die Einladung an, ab 2016 beim China Youth Music Competition als jüngstes Jurymitglied tätig zu sein. Sein Debütalbum „Masques“ (Solaris Records) erhielt zahlreiches Kritikerlob, internationale Radiopräsenz und wurde zusätzlich mit einer Nominierung für den renommierten Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.

www.jiangyilin.com  

Der Kärntner Jürgen Wegscheider spielte an Theatern in Frankfurt/Main, München und Essen und war regelmäßig auf Theatertournee. Mit seinen vorwiegend literarisch-kabarettistischen Programmen ist er in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs.


Pressestimme / Südwest-Presse (Andreas Dehne, 18.10.2017)

Das Leben verträumen

Auf dem Gaildorfer Kieselberg findet im „Café Soirée“ eine Rezitation und ein Konzert statt, das es so noch nie gegeben hat.

Schauspieler Jürgen Wegscheider rezitiert auf dem Gaildorfer Kieselberg Rainer Maria Rilke und wird musikalisch von dem Münchner Pianisten Yi Lin Jiang unterstützt.  

Wir sind der ewige Erbfluch dieser Welt / Der ewige Wahn ich – du die ewige Dirne.“ Der Schauspieler Jürgen Wegscheider rezitiert Rainer Maria Rilke aus dem Jahr 1896. „Die Nacht“ aus „Christus – elf Versionen.“

Ein Mann und eine Frau treffen sich „nach Mitternacht“ in der Bar „Zu den Engeln“. Sie lobt den Champagner, er trinkt Wasser und verlangt nach Wein. „Komm, lispelt sie – willst du ewig säumen? Noch bist du jung. Ich weiß was Besseres, als das Leben zu verträumen.“ Wegscheider geht bei diesen Worten ganz aus sich heraus, artikuliert mit Händen, Mimik und Gestik ganz so, als ob er das Rezitierte soeben wirklich miterlebt hätte. „Das Leben leben“, zitiert er die Protagonistin des Gedichtes weiter, bevor er sich tiefer in die von Rilke entworfene Nachtgeschichte verstrickt.

Im Morgengrauen dann das Erwachen der beiden. „Und gegenüber schmilzt schon auf dem Dach / die Dämmerung, da gähnt das Weib sich wach. / Und steckt das Kleid sich auf, das Gierde ach / ihr von der Schulter riss, dann denkt sie nach / und friert und gähnt: Willst du noch König spielen?“ Schon alleine die grandios vorgetragenen Rezitationen des Wahlmünchners machen den Abend im „‚Café Soirée’ des Kulturvereins Klassik – Limpurger Land“ zu einem ungewöhnlichen Erlebnis.

Kulturell anspruchsvoll

Joseph von Eichendorff mit „Abend“, „Der Zauberlehrling“ von Johann Wolfgang von Goethe, Annette von Droste-Hülshoff – „Die Elemente“ oder Friedrich Schillers „Morgenphantasie“. Wegscheider rezitiert nicht nur – er verleiht den Worten Leben, nicht nur Flügel. Und als wäre das alles nicht schon gut genug, lässt man es im Hofgut Kieselberg „über Gaildorf“ an diesem Abend kulturell so richtig anspruchsvoll werden. Mit dem Münchner Pianisten Yi Lin Jiang ist es dem Kulturverein gelungen, ein hochkarätiges Mitglied der Klassikszene auf den Kieselberg zu holen. Hat er doch mit seiner CD „Masques“ für so manche Aufregung gesorgt.

Einige der darauf enthaltenen Stücke werden auch an dem Abend vor knapp 50 sehr berührten Zuschauern auf dem altehrwürdigen Stuttgarter „Pfeiffer“-Klavier aus den 50er-Jahren zum Besten gegeben. Das Gedicht von Rainer Maria Rilke aus den Christus- Variationen wird bravourös umrahmt mit Beethovens letzter Klaviersonate Nr. 32 c-moll op. 111. Zwischen dem ersten Satz (bei Yi Lin Jiang nur etwa kühne 6 Minuten lang) und dem zweiten (etwa 15 Minuten) liegen nicht nur die grandiosen Rezitationen von Wegscheider, sondern eine quasi musikalische Offenbarung. Was der chinesisch-deutsche Pianist dem schwäbischen Instrument an Klangfülle und detaillierter Klangfarbe abringt, ist äußerst erstaunlich. Man kann es kaum glauben, welche Töne der Künstler diesem Instrument entlockt. Ist es vielleicht der himmlisch schmeckende selbstgebackene Kuchen, der die Künstler inspiriert hat, ihr Programm für Gaildorf etwas umzustellen?

Torten und Charme

Die „Hansen Jensen Torte“ mit Himbeeren – „nach eigener Art abgewandelt“ oder die „Bananen–Windrad-Torte“. Vielleicht ist es aber auch nur der einzigartige Charme der zweiten Vorsitzenden des Kulturvereines. Sabine Bölz kündigt ein einzigartiges Konzert an, „das Sie nur heute und nur ein einziges Mal auf dem Kieselberg hören werden“. Und dem ist auch so. Die Künstler haben eigens für Gaildorf ihr Programm geändert. Aber sie denken nicht daran, zu verraten, was sie verändert haben. Auch nicht bei einem guten Glas des selbstgemachten Mostes oder dem lokalen „Gaildorfer Spezial“. Aber weil es so gut war, denken sie daran, es woanders zu wiederholen.

 

 Stand: 2024